Mittwoch, 26. März 2014

Kevin Fiala - Der rasante Aufstieg des Schweizers in Schweden

Kevin Fiala
- SUI, 22.07.1996
- 180 cm / 90 kg
- Verein: HV 71 Jönköping
- Vertrag bis Ende 2014/15
- draftberechtigt am NHL Entry Draft 2014

Liebe Eishockeyfreunde: merken Sie sich diesen Namen: Kevin Fiala. Im kommenden Juli wird Fiala, der in der höchsten schwedischen Liga (SHL) für HV 71 Jönköping spielt, für Schweizer Verhältnisse volljährig. Noch vor seinem 18. Geburtstag wird der gebürtige Uzwiler wissen, welcher NHL-Organisation er angehören wird. Denn Ende Juni wird der NHL Entry Draft 2014 in Philadelphia über die Bühne gehen. Dank seinen tollen Leistungen in den vergangenen Monaten wird Fiala als heisser Kandidat gehandelt in der ersten Runde, also unter den ersten 30, gedraftet zu werden.

Fiala mit Profivertrag in Schweden

Nachdem Fiala im Jahre 2012 von der Nachwuchsorganisation der ZSC Lions, der GCK Lions, den Sprung in die Schwedische Juniorenliga gewagt hatte, scheint es für ihn nur noch bergauf zu gehen. Nach der erfolgreichen ersten Schwedischen Saison bei den Junioren der Malmö Redhawks wechselte er zu den Junioren von HV71, bei dem er sich super weiterentwickelte. 


An der U20 WM 2014 in Malmö (SWE) wurde
Kevin Fiala Schweizer Topscorer.

Die U20-WM war dann seine "Coming-Out-Party", bei dem er mit seiner Schnelligkeit und technischen Fähigkeiten auch die vielen Scouts aus der NHL überzeugte. Als jüngster Spieler des Schweizer Teams und einziger mit Jahrgang 1996 (erlaubt waren Spieler bis und mit Jahrgang 1994), wurde er Topscorer der Schweiz (5 Sp, 1 T, 4 A, 5 P). Nicht nur das: die erste Mannschaft des HV71 wurde auf ihn aufmerksam und integrierte ihn anfangs 2014 ins Fanionteam. Nach nur 15 Spielen in der SHL und 3 Toren und 7 Assists erhielt der Youngster einen Profivertrag bis zum Ende der kommenden Saison 2014/15. Und das als 17-jähriger!

Im Viertelfinal ausgeschieden

HV71 beendete die Regular Season auf Rang 10. Die Statistik des Schweizers liess sich sehen: 17 Sp, 3 T, 8 A, 11 P. In einer anschliessenden Mini best-of-three Serie (2:1-Seriesieg gegen Leksands IF), bei dem Fiala gemeinsam mit zwei Teamkollegen am meisten Scorerpunkte erzielt hatte (3 Sp, 1 T, 3 A, 4 P), qualifizierte sich HV71 für den Viertelfinal gegen Skelleftea AIK. Gegen den Qualifikationssieger ging die Saison von Fiala dann aber mit der 1:3-Niederlage (1:4 in der best-of-seven Serie) am vergangenen Sonntag zu Ende. Mit 2 Assists in diesen 5 Viertelfinalspielen konnte das grosse Talent auch in dieser Serie Punkte verbuchen. 


Kevin Fiala wurde als einer von vier Spielern für
die Auszeichnung "Rookie of the Year" nominiert.

Dass sein Coach in dieser wichtigsten Phase vermehrt auf den Schweizer zählte, sieht man an der gesteigerten Eiszeit: während der Saison noch bei 12:28 erhöhte sich Fiala's Eiszeit in der kurzen Playoff-Qualirunde auf 14:10 und in der Viertelfinalserie sogar auf 15:51. Seine guten Leistungen als Neuling brachten ihn gemeinsam mit drei anderen Spielern eine Nomination als Rookie of the Year in der SHL: 

- Alexander Wennberg, Jg. 1994, Frölunda, 50 Sp, 16 T, 5 A, 21 P und Erstrunden Draft Pick der Columbus Blue Jackets (#14 im NHL Draft 2013)
- Andreas Johnson, Jg. 1994, Frölunda, 44 Sp, 15 T, 9 A, 24 P und Siebtrunden Draft Pick der Toronto Maple Leafs (#202 im NHL Draft 2013)

- Gustav Possler, Jg. 1994, Modo, 22 Sp, 8 T, 7 A, 15 P und Fünftrunden Draft Pick der Buffalo Sabres (#130 im NHL Draft 2013)
- Kevin Fiala, Jg. 1996, HV71, 17 Sp, 3 T, 8 A, 11 P und erst draftberechtigt im kommenden NHL Draft 2014

nur die Statistik der Regular Season wurde berücksichtigt, da die Nomination vor den Playoffs erfolgte

Die Zukunft scheint rosig

Bei welchem Team auch immer er beim NHL Draft landet: Kevin Fiala wird sich zumindest noch eine Saison in der SHL bei HV71 weiterentwickeln. Bis anhin hat er gemeinsam mit seinem Vater Jan immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Ob Fiala der nächste Schweizer Spieler nach Mirco Müller (im letztjährigen Draft als 18. von den San Jose Sharks gewählt) in der ersten Runde gewählt wird, zeigt sich in knapp drei Monaten in Philadelphia. Das wird der Anfang eines hoffentlich langen Abenteuers in Nordamerika. Das Schweizer Eishockey kann sich über ein weiteres Toptalent freuen.

Montag, 24. März 2014

EV Zug: Nach der Saison ist vor der Saison - Ein Blick auf die kommende Saison

EV Zug 2014/15

Suri - Holden - Bürgler
(Ausländer) - (Ausländer) -  Martschini
Schnyder - Sutter - Christen
Bertaggia - Diem - Lammer
13. Stürmer: Marchon, Hügli, Dünner?

Grossmann - (Ausländer)
Ramholt - Alatalo 
Erni - Loeffel (geändert am 2. April 2014)
Blaser - Lüthi
Extras: Morant, Schmuckli?

Stephan
Hauser


Nationalmannschaftstorhüter Tobias Stephan wechselt
auf die kommende Saison hin von Genf-Servette zum EV Zug.

Nach der verpatzten Saison, die nun am vergangenen Samstag mit einem 5:2-Auswärtssieg gegen den SC Bern für die Zuger endlich zu Ende gegangen ist, gilt es diese Spielzeit sofort abzuhaken und sich auf die kommende Saison zu freuen. Denn mit den Zuzügen von Tobias Stephan und Romain Loeffel (beide von Genf-Servette), Robin Grossmann und Dario Bürgler (beide vom HC Davos) steigen die Erwartungen am Zugersee.


Dario Bürgler kehrt nach sieben Saisons beim HC Davos
 mit Ambitionen zu seinem Stammverein zurück.
Goalies

Mit Tobias Stephan wird auf der Torhüterposition beim EV Zug Ruhe einkehren. Nach Jussi Markkanen, Brian Boucher und Eero Kilpeläinen wird diese Schlüsselposition erstmals seit Lars Weibel (zuletzt in der Saison 2008/09) mit einem Schweizer besetzt.
Gianluca Hauser, talentiert aber mit 178 cm kleingewachsen für einen Eishockey-Torhüter wird als Ersatztorhüter fungieren. 

Defense

Mit den Zuzügen von Grossmann und Loeffel (gemäss Medienberichten ist er sich mit Zug und einem Zweijahresvertrag einig; seine Vertragssituation muss aber aufgrund des in der Schweiz unüblichen Trades zwischen Genf-Servette und Fribourg-Gottéron noch genauer geprüft werden) erhält die Zuger Defensive nach den Abgängen von Alessandro Chiesa (zu HC Lugano), Patrick Fischer (Rücktritt) und Andrew Hutchinson (?) die nötige Stabilität. Santeri Alatalo war die Entdeckung der sonst enttäuschenden Zuger Saison. Der 23-jährige wird in der kommenden Saison eine Schlüsselrolle einnehmen und sich weiter zu einem kompletten Verteidiger entwickeln. Desweiteren werden wiederum auf die Dienste von Ramholt, Erni, Blaser und Lüthi gezählt. Neuzugang und Aggressivleader Morant wird es voraussichtlich schwer haben viel Einsatzzeit zu bekommen.

Mit Robin Grossmann kommt ein weiterer
Spieler vom HC Davos zu den Zugern.
Was die Zuger aber benötigen, ist ein Offensiv-Verteidiger, welcher auch gute Defensivarbeit leistet. Keine der oben genannten Zuger ist für das fleissige Punktesammeln bekannt. Deshalb sollte das Zuger Management eine Ausländerlizenz im Idealfall für einen grossgewachsenen, auf Rechts spielenden, wenn möglich körperbetont agierenden Verteidiger, der das Powerplay orchestrieren und Punkte erzielen kann, vergeben! Dieser Mr. X wird zusammen mit Grossmann die erste Verteidigungslinie bilden.
Grossgewachsen deshalb, da die Zuger Verteidigung eher kleingewachsen ist (knapp unter 180 cm im Durchschnitt) und mit dem Abgang von Chiesa den dritten "Sheriff" - Wozniewski und Helbling waren die anderen zwei - innerhalb von zwei Jahren verlieren:

Ramholt: 186 cm / 94 kg
Schmuckli: 183 / 82 kg
Morant: 181 cm / 95 kg
Lüthi: 180 cm / 89 kg
Grossmann: 180 cm / 85 kg
Alatalo: 179 cm / 79 kg
Blaser: 177 cm / 85 kg
Loeffel: 176 cm / 81 kg
Erni: 176 cm / 79 kg

Offense

Neben Tobias Stephan und Robin Grossmann wechselt mit Dario Bürgler ein dritter Silberheld von Stockholm zu Zug. Bürgler kehrt somit zu jenem Klub zurück, bei welchem er Junioren gespielt hat und mit dem er den Sprung in die NL A geschafft hat. Von ihm wird viel erhofft, obwohl er in dieser Meisterschaftssaison (50 Sp, 9 T, 17 A, 26 P) nicht an seine Leistung aus der vergangenen Saison anknüpfen konnte (49 Sp, 22 T, 19 A, 41 P). Immerhin zeigte er in der verlorenen Viertelfinal-Playoffserie gegen Kloten (6 Sp, 5 T, 1 A, 6 P), dass er das Toreschiessen nicht verlernt hat. Gemeinsam mit Suri und Holden könnte Bürgler eine der beiden Scorerlinien für Zug bilden. In der anderen Zuger Toplinie wären zwei neue Ausländer und Lino Martschini, der nach seiner genialen Rookiesaison (39 Sp, 17 T, 13 A, 30 P, in den Playoffs sogar 14 Sp, 4 T, 10 A, 14 P) einen Sophomore-Slump - einen in der NHL bekannten und gefürchteten Einbruch in der zweiten Saison - erlitten hat. Der 1,67 Meter kleine, aber schnelle und wendige Stürmer wird in der kommenden Saison bestimmt wieder begeistern. 


Wird nächste Saison wieder zur alten (Abschluss-)
Stärke zurückfinden: Lino Martschini

Als dritte Linie, in der Regel mit mehr Defensivarbeiten konfrontiert, bietet sich eine Routinier-Linie mit Captain Schnyder, dem verlässlichen Sutter und Christen, wobei die jungen Wilden Bertaggia, Diem und Lammer sich immer mehr aufdrängen werden.
Bertaggia zeigte aus meiner Sicht allerdings eine enttäuschende Saison, obwohl es seine Rookie-Saison war. Der Speed, das Körperspiel (trotz Körpergrösse 174 cm und nur 74 kg leicht) und die Ansätze von Genialität sind da. Es fehlt dem 20-jährigen aber doch noch einiges, um sich für die ersten zwei Linien zu empfehlen. Lammer, ebenfalls mit 174 cm und 78 kg für Hockeybegriffe kleingewachsen, wäre der erste, der bei einer Verletzung oder Baisse eines anderen Spielers in die vordere Linien platziert würde.
Als 13. Stürmer könnte Zug auf einen ihrer talentierten Elite-Junioren zurückgreifen: Marchon, Hügli oder Dünner.
Nicht nur in der Verteidigung, sondern auch oder gerade im Sturm gehört Zug nicht zu den Grössten der Liga:

Bürgler: 185 cm / 91 kg
Christen: 183 cm / 92 kg
Holden: 183 cm / 86 kg
Suri: 183 cm / 84 kg
Sutter: 182 cm / 84 kg
Diem: 180 cm / 80 kg
Schnyder: 174 cm / 80 kg
Lammer: 174 cm / 78 kg
Bertaggia: 174 cm / 74 kg
Martschini: 167 cm / 65 kg

Mit 178.5 cm liegt der Durchschnitt ebenfalls unter 180 cm. Somit kann Zug als Montreal Canadiens der National League A bezeichnet werden. Die Habs werden nämlich aufgrund ihrer vielen kleingewachsenen Stürmer in gewissen Kreisen als "Smurfs" (Schlümpfe) bezeichnet. In der NHL liegen die Durchschnitte in der Saison 2013/14 bei 186 cm und 92 kg...

Alles in allem steht für den EV Zug eine spannende Saison bevor. Die Transfers der neuen Schweizer Spieler geben Anlass zur Hoffnung. Bei einem geschickten Händchen auch bei der Wahl der Ausländer könnte zumindest eine Rückkehr in den Halbfinal möglich sein. Harold Kreis kann sich auf eine gesunde Mischung an routinierten und jungen, hungrigen Spielern freuen.

Zugänge
Dario Bürgler (HC Davos), Robin Grossmann (HC Davos), Romain Loeffel (Servette-Genf), Johann Morant (Lausanne HC), Tobias Stephan (Genf-Servette) plus drei noch nicht bekannte Ausländer

Abgänge
Brian Boucher (Rücktritt), Corsin Casutt (Kloten Flyers), Alessandro Chiesa (HC Lugano), Robbie Earl (?), Patrick Fischer (Rücktritt), Eero Kilpeläinen (KalPa/FIN), Sven Lindemann (?), Cédric Schneuwly (EHC Olten), Rob Schremp (?), Michael Tobler (EHC Olten), Kyle Wellwood (Rücktritt)

Sonntag, 23. März 2014

EV Zug (Teil 3 von 3): Waren die Ausländer in der abgelaufenen Saison 2013/14 wirklich so schlecht?

Teil 3: Die ausländischen Torhüter

Brian Boucher
- USA, 02.01.1977
- 188 cm, 90 kg
- gekündigter Vertrag
- die erste Saison für Zug, die erste Saison in der Schweiz
- Bemerkung: Vertrag wurde am 25.09.2013 nach nur 5 Spielrunden gekündigt

Eero Kilpeläinen
- FIN, 07.05.1985
- 182 cm, 75 kg
- auslaufender Vertrag
- die erste Saison für Zug, die erste Saison in der Schweiz
- Bemerkung: Vertrag ab 25.09.2013 bis Ende Saison

Zu Vergleichszwecken: Die Schweizer Torhüter:

Michael Tobler
- SUI, 05.08.1985
- 186 cm, 90 kg
- auslaufender Vertrag
- Bemerkung: Vertrag ab 15.01.2014, vorerst bis Ende Januar 2014, danach Verlängerung bis Ende Saison

Gianluca Hauser
- SUI, 16.08.1994
- 178 cm, 72 kg
- Vertrag bis 2014/15

Robin Kuonen
- SUI, 02.03.1994
- 176 cm, 72 kg
- auslaufender Vertrag


Statistik der Regular Season 2013/14


Verein Spiele Siege Niederlagen GAA   SV%      *Punkte
Eero Kilpeläinen EV Zug 31 10 (3)      20 (6) 3.07 0.909            33
Brian Boucher EV Zug 5 2      3 (2) 2.72 0.925             8
Michael Tobler EV Zug 11 7 (3)      4 (1) 2.23 0.921            19
Gianluca Hauser EV Zug 3 1      2 3.37 0.882             3
Robin Kuonen EV Zug 2 1      - 2.29 0.912             3

In Klammern (Siege oder Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschiessen) (die Statistik der Playouts wurde bewusst nicht berücksichtigt)

Summary

Am 21. Januar 2013 wurde publik, dass der EV Zug seinen vielleicht wichtigster Transfer der Klubgeschichte tätigen konnte: Mit Tobias Stephan, dem ehemaligen NHL- (11 Spiele für die Dallas Stars) und Nationalmannschaftstorhüter unterschrieb ein Schlussmann mit Schweizer Lizenz, der erste Schweizer Torhüter für Zug seit Lars Weibel in der Saison 2008/09. Dies allerdings erst ab der Saison 2014/15.
Bei der Wahl dieser Position in der Überbrückungssaison stellten sich die EV Zug-Manager nicht gerade gut an. Brian Boucher, ein typischer Ersatzgoalie in der NHL, unterschrieb für eine Saison. Boucher, der zwischen dem 31.03.2003 und 09.01.2004 mit 5 Shutouts in Folge (!) einen NHL-Rekord aufstellte, spielte in seinen beiden letzten NHL-Saisons 2011/12 und 2012/13 lediglich 14 Spiele in der NHL und 16 in der AHL. Dabei gewann er auf NHL-Stufe nur 1 Spiel. Ein Leistungsausweis bzw. eine gute Bewerbungsstatistik sieht anders aus...
Und so kam es bereits nach 5 Meisterschaftsspielen zum Eklat: Brian Boucher wurde durch Eero Kilpeläinen ersetzt. Der Auftakt des Finnen glückte noch einigermassen: ein 2:1 Sieg in der Verlängerung gegen Lausanne. Danach ging es aber nur noch bergab.
Am 15.01.2014 reagierte Zug nach einer Verletzung von Kilpeläinen und verpflichtete mit Michael Tobler, einen ehemaligen Zuger und hoffte auf einen last-minute Playoff-Push. Trotz der super Statistik von Tobler war die Hypothek der ersten Saisonhälfte einfach zu gross.


Brian Boucher reist nach 5 Spielrunden bereits wieder ab.

Fazit

Interessant ist die hinterste Spalte in der Tabelle: das sind nämlich die von Zug erzielten Punkte nach Torhüter. 8 Punkte aus 5 Spielen waren für Brian Boucher nicht genug, um seinen Arbeitsplatz am Zugersee zu halten. Hochgerechnet wären dies 80 Punkte aus 50 Spielen. Der HC Davos fand man mit 80 Punkten auf Platz 6 der Tabelle. Noch besser sieht die Quote von Michael Tobler aus: hochgerechnet wären die Zuger auf Platz 2 mit 86 Punkten (der HC Fribourg-Gottéron belegte mit 86 Punkten Platz 2). Natürlich sind dies nur Spielereien, aber wenn man die miese Quote und Goaliestatistiken von Kilpeläinen anschaut, muss man sich fragen, wie es gekommen wäre, wenn man an Boucher festgehalten hätte. Oder aber Tobler früher verpflichtet hätte.

Ausblick 2014/15

Tobias Stephan gilt schon vor seiner ersten Partie für den EV Zug als Messias. Am 192 cm grossen und 85 kg schweren Keeper werden die grössten Erwartungen gesteckt. Mit einer verbesserten Vordermannschaft wird er die Zuger wieder in die Playoffs führen und wer weiss: falls das Zuger Management es schafft die Ausländerpositionen gut und richtig zu besetzen, liegt zumindest in den kommenden drei Saisons - so lange dauert der Vertag von Stephan - das drin, was Doug Shedden in seiner sechsjährigen Ära trotz fünf Halbfinalqualifikationen nicht erreicht hat: den Playoff-Final.

EV Zug (Teil 2 von 3): Waren die Ausländer in der abgelaufenen Saison 2013/14 wirklich so schlecht?

Teil 2: Der ausländische Verteidiger

Andrew Hutchinson
- USA, 24.03.1980
- 188 cm, 93 kg
- auslaufender Vertrag
- die erste Saison für Zug, die erste Saison in der Schweiz


Statistik der Regular Season 2013/14


Verein Spiele Tore Assists Punkte Strafminuten +/-
Andrew Hutchinson EV Zug 33 4 11 15 22 2

(die Statistik der Playouts wurde bewusst nicht berücksichtigt)

Summary

Andrew Hutchinson trat beim EV Zug die Nachfolge von Andy Wozniewski an. Auch an ihn hatte Zug grosse Erwartungen. Als offensiver Verteidiger mit sattem Schuss und guter Übersicht im Powerplay angepriesen, wurde schnell klar, dass diese Qualitäten von Hutchinson auch seine einzigen waren. Sein Punkteschnitt von 0.46 Punkte pro Spiel brachte ihn in dieser Statistik zwar auf Rang 12 der National League A Verteidiger. Aber das Defensivspiel des Amerikaners mit den vielen Fehlpässen und Fehlern im Stellungsspiel brachten die Zuger Zuschauer jeweils fast zur Verzweiflung. Aufgrund dessen spielte er lediglich nur in 33 von 50 Meisterschaftspartien. Falls sich der ausländische Keeper Eero Kilpeläinen nicht noch verletzt hätte, wären es sogar noch weniger gewesen.


Andrew Hutchinson war leider vielfach einen Schritt zu spät.

Fazit

Hutchinson war leider nicht der erhoffte Transfercoup, wie sich die Zuger dies vorgestellt hatten. Seine defensive Schwächen brachten ihn um einen verlängerten Aufenthalt am Zuger See, wahrscheinlich auch in der gesamten Schweiz. 

Ausblick 2014/15

Der EV Zug hat noch keinen ausländischen Verteidiger unter Vertrag und wird evtl. aufgrund der Anzahl bereits unter Vertrag stehenden Schweizer Verteidiger auch keinen verpflichten. Aus meiner Sicht benötigen die Zuger aber noch einen Verteidiger, welcher neben Robin Grossmann im ersten Block spielen und vor allem punkten kann. Idealerweise wäre es ein grossgewachsener Rechtsausleger, da Zug eher klein gewachsen ist und fast ausschliesslich Linksausleger hat in der Verteidigung. Potentielle Kandidaten wären aus meiner Sicht:
- Simon Gysbers, spielte bei Ilves in der finnischen Liiga (58 Sp, 6 T, 18 A, 24 P)
- Ilkka Heikkinen, wurde anfangs 2014 im Tausch mit Alessandro Chiesa bereits mit Zug in Verbindung gebracht, spielte bei HC Lugano in der NL A (41 Sp, 7 T, 17 A, 24 P), wird aber mit der KHL in Verbindung gebracht
- Travis Roche, wurde in den letzten Monaten mit Zug in Verbindung gebracht, spielte beim SC Bern in der NL A (38 Sp, 5 T, 16 A, 21 P)
- Derrick Walser, spielte bei den Rapperswil-Jona Lakers in der NL A (35 Sp, 8 T, 13 A, 21 P)
- Brendan Bell, spielte beim EHC Biel in der NL A (42 Sp, 4 T, 13 A, 17 P)
- *Maxim Noreau, spielte beim HC Ambrì-Piotta in der NL A (35 Sp, 8 T, 16 A, 24 P)
*müsste aus laufendem Vertrag aussteigen

Die 2013/14 Ausgabe des EV Zug bleibt aber wegen einer anderen Sache in bester Erinnerung: Das Theater um die ausländische Torhüterposition.
Im nächsten Beitrag geht es dann um die ausländischen Torhüter des EV Zug.


EV Zug (Teil 1 von 3): Waren die Ausländer in der abgelaufenen Saison 2013/14 wirklich so schlecht?

Teil 1: Die ausländischen Stürmer


Robbie Earl
- USA, 02.06.1985
- 183 cm, 88 kg
- auslaufender Vertrag
- die erste Saison für Zug, die zweite Saison in der Schweiz
- Bemerkung: Earl wechselte am 6. November 2013 von Rapperswil zu Zug

Josh Holden

- CAN, 18.01.1978
- 183 cm, 86 kg
- Vertrag bis 2015/16
- die 6. Saison für Zug, die 9. Saison in der Schweiz

Rob Schremp

- USA, Jg. 07.01.1986
- 180 cm, 91 kg
- auslaufender Vertrag (Option für 2014/15 wurde nicht gezogen)
- die erste Saison für Zug, die erste Saison in der Schweiz

Kyle Wellwood
- CAN, 16.05.1983
- 180 cm, 84 kg 
- erhielt zu Beginn der Saison 2013/14 aufgrund des verletzungsbedingten Ausfalls von Josh Holden einen befristeten 1-Monatsvertrag bis 13. Oktober 2013, welcher auf Wunsch von Wellwood (Rücktritt) nicht verlängert wurde


Statistik der Regular Season 2013/14


Verein Spiele Tore Assists Punkte Strafminuten +/-
Robbie Earl EV Zug 31 13 16 29 16 3
Rapperswil 15 7 2 9 10 -10
Total Zug/Rapperswil 46 20 18 38 26 -7
Rob Schremp EV Zug 42 9 27 36 8 4
Josh Holden EV Zug 39 13 20 33 81 -1
Kyle Wellwood EV Zug 9 1 2 3 0 -4

(die Statistik der Playouts wurde bewusst nicht berücksichtigt)

Summary

Mit 38 Punkten - dem Total der gesammelten Punkte mit Rapperswil (9) und Zug (29) - stand Robbie Earl nach den Qualifikationsspielen auf Platz 11 der Scorerliste der National League A. Rob Schremp platzierte sich mit 36 Punkten auf Platz 16. Er erzielte gleich viele Punkte wie Reto Suri (48 Sp, 12 T, 24 A, 36 P), dem PostFinance Top Scorer vom EV Zug, wobei er 6 Partien weniger als Suri gespielt hatte. 
Josh Holden konnte sich gegenüber der vergangenen Lockoutsaison zwar steigern (von 36 Punkten in 50 Spiele in der Saison 2012/13 auf 33 Punkte in 39 Partien in der vergangenen Saison). Trotzdem fehlte der Leitwolf dem EV Zug wegen Verletzungen und Sperren bei 11 Spielen und wurde von vielen Seiten kritisiert.
Als Holden anfangs Saison wegen einer Verletzung ausfiel, verpflichteten die Zuger den einstigen sehr talentierten 30-jährigen Kyle Wellwood, welcher zuletzt bei den Winnipeg Jets in der NHL gespielt hatte und zuletzt in der Saison 2011/12 sein Talent unter Beweis stellte (77 Sp, 18 T, 29 A, 47 P). Wellwood konnte die hohen Erwartungen aufgrund seiner mangelnden Fitness und Einstellung - zwei  negative Attribute, welche ihn während seiner NHL-Karriere verfolgten - nicht erfüllen und reiste nach 9 Spielen (1 T, 2 A) wieder ab und verkündete sogleich das Ende seiner Karriere.


Kyle Wellwood genoss nicht nur in der
Sommerzeit die BBQ's in vollen Zügen.

Fazit

So schlecht wie der Ruf waren die ausländischen Stürmer vom EV Zug aus statistischer Sicht gar nicht. Dass Holden der einzige ausländische Stürmer ist, welcher Zug erhalten bleibt, verwundert. Denn Robbie Earl hätte nach seiner Zeit bei den Kolinstädter mit 29 Punkten aus 31 Spielen einen neuen Vertrag verdient. Spiel für Spiel fiel Earl jeweils mit seinen schlittschuhläuferischen und technischen Fähigkeiten auf und zeigte auch in der grössten Krise Mitte Saison unermüdlichen Einsatz und Siegeswillen. Manchmal agierte er aber etwas zu eigensinnig. Trotzdem wird Earl nicht leicht zu ersetzen sein. Nach seiner zweiten gespielten Saison in der Schweiz kennt Earl mittlerweile das Schweizer Eishockey. Ich würde ihm zutrauen, dass er in der kommenden Saison mit besseren Mitspielern (evtl. Bürgler oder neuer Ausländer) und einer verbesserten Defensive (Grossmann, Stephan) richtig aufgeblüht wäre.
Dass Zug die Option bei Schremp nicht gezogen hat, ist jedoch keine Überraschung. In seiner ersten Saison in der National League konnte der ehemalige Sniper der OHL (145 Punkte in 57 Spielen für die London Knights in der Saison 2005/06) nicht kaschieren, wo seine Schwächen liegen: sowohl schlittschuhläuferisch als auch im Defensivspiel ist er unterdurchschnittlich. Seine technischen Fähigkeiten und sein Spielverständnis vor allem im Powerplay reichten nicht aus für eine Vertragsverlängerung. Es ist aber durchaus vorstellbar, dass er seine Karriere bei einem anderen Klub in der National League A fortsetzen wird.




Robbie Earl war in der Saison 2013/14
einer der auffälligsten Figuren des EV Zug.

Ausblick 2014/15

Josh Holden verlängerte seinen auslaufenden Vertrag Mitte Sasion und bleibt noch weitere zwei Saisons in der Kolinstadt. Mit 36 Jahren kann man von ihm mit Bürgler, Suri oder einem ausländischen Flügelstürmer an seinen Flanken eine gute Saison erwarten.
2 oder sogar 3 weitere ausländische Stürmer werden kommen. Potentielle Kandidaten wären aus meiner Sicht:
- Peter Mueller, spielte bei den Kloten Flyers in der NL A (49 Sp, 24 T, 22 A, 46 P), möchte jedoch zurück in die NHL
- Kyle Wilson, spielte bei Dinamo Riga in der KHL (49 Sp, 17 T, 27 A, 44 P)
- Jonathan Cheechoo, ehemaliger Wingman von Big Joe Thornton (82 Sp, 56 T, 37 A, 93 P mit den San Jose Sharks in der NHL-Saison 2005/06), spielte bei Medvescak Zagreb in der KHL (54 Sp, 19 T, 19 A, 38 P).
- Ben Maxwell, spielte bei Kärpät in der finnischen Liiga (49 Sp, 16 T, 26 A, 42 P)
- Jason Williams, spielte bei HC Ambrì-Piotta in der NL A (32 Sp, 8 T, 10 A, 18 P)
- *Jason Micflikier, spielte beim HC Lugano in der NL A (35 Sp, 16 T, 11 A, 27 P), hat noch einen Vertrag für die nächste Saison, aber Lugano möchte ihn loswerden
- *Pascal Pelletier, ehemaliger Captain von Langnau, spielte diese Saison in der AHL (54 Sp, 12 T, 34 A, 46 P), besitzt aber noch einen Vertrag in der nächsten Saison bei den Vancouver Canucks.
- *Tim Stapleton, ehemaliger Wunschkandidat von ex-Coach Doug Shedden, spielte bei Ak Bars Kazan in der KHL (54 Sp, 16 T, 17 A, 33 P), besitzt aber noch einen Vertag in der nächsten Saison.
- unzählige Kandidaten aus der NHL und AHL
*müssten aus laufenden Verträgen aussteigen

Zug schloss die Meisterschaft mit 132 geschossenen Toren im Mittelfeld auf Platz 7 ab. Das Toreschiessen war also nicht das Kernproblem. Die Hauptursache für das schlechte Abschneiden der Zuger ist im Defensivspiel zu suchen: mit 156 Gegentoren war Zug in dieser Statistik lediglich vor den desolaten Rapperswil-Jona Lakers klassiert.
Im nächsten Beitrag geht es dann um die ausländische Defensivkraft des EV Zug.